„Die Deutschen und die Holländer sagen die Nase muss runter und ziehen dem Pferd die Nase vor die Brust. Die Franzosen sagen, nein, den Hals muss man hochstellen. Jede künstliche Halsposition geht aber auf Kosten des Pferdes, denn Hals und Kopf sind die Balance-Stange“, kritisiert der prominente deutsche Tierarzt und Trainer Gerd Heuschmann in der aktuellen AUF TRAB-Podcast-Folge.
Jeder sei bestimmt einmal mit einem Rucksack auf einen Berg gegangen und hat ihn vielleicht etwas schwerer bepackt als es vernünftig ist: „Wir Menschen haben einen sehr kurzen Hals aber wir haben einen relativ schweren Kopf. Also neigen wir Kopf und Hals in der Körperachse im Verlauf der Wirbelsäule nach vorne, quasi gegen den Berg damit wir das Gewicht auf dem Rücken kompensieren und ausbalancieren können. Genau das Gleiche macht das Pferd in dem Moment, wo wir als Ballast auf seinem Rücken sitzen und ihn in der Mitte belasten. Das Pferd wird natürlicherweise seinen Hals in die Position bringen, die wieder eine neutrale entspannte Rumpfmuskulatur zulässt oder wo das Pferd diese entspannte Rumpfmuskulatur bekommen kann, wenn sich der Reiter richtig verhält.“
Der zweite Begriff in unserer Ausbildungsskala sei bekanntlich Losgelassenheit, betont Gerd Heuschmann, „dies beschreibt einen geschmeidig schwingenden Rücken im Trab. Einen nicht verspannten Rücken, der im Idealfall dazu führt, wenn der Takt und die Losgelassenheit zusammenfinden, dass das Pferd Anlehnung sucht. Dann fängt der Rücken an zu schwingen und das gelingt mir halt nur, wenn die Kopf-Hals-Haltung eine ganz natürliche ist. Wenn ich sie hingegen dogmatisch betrachte und irgendwo das Pferd hinstelle, dann werden sich Rücken, Rumpf und die Muskelatur verspannen und dann habe ich immer ein Problem.“
Wichtig sei die Anatomie des Pferdes zu kennen, dass die Wirbelsäule nämlich nicht am Mähnenkamm entlang läuft. Tatsächlich beginnt sie mit dem ersten Halswirbel Atlas hinter den Ohren im Genick, dort wo das Genickstück der Trense liegt. „Macht man die Hand ganz breit auseinander dann kann man die Atlas Flügel fühlen. Der zweite Halswirbel taucht dann schon so ein bisschen runter und der dritte, vierte, fünfte, sechste Halswirbel kann man quasi dann unten, oberhalb der Luftröhre fühlen, wenn man den Unterhals in die Hand nimmt.“ Oben auf dem Widerrist setzt das Nackenband an.
Warum die Anatomie so wichtig ist, erklärt Gerd Heuschmann in der aktuellen AUF TRAB-Podcastfolge, vor allem auch, was man tun kann, wenn der Rücken des Pferdes bei falscher Halshaltung durch fehlerhaftes Reiten völlig verspannt ist.
So viel kann ich spoilern: Einem Rumpf-verspannten Pferd das sich den Reiterhilfen entzieht, indem es den Kopf in die Höhe streckt und wegrennt oder sich auch einrollt muss man durch Dehnungsübungen die Nase wieder nach vorne bringen. Dazu muss man mit sehr kurzen Steigbügeln reiten und den Zügel am Ende an der Schnalle halten und am langen Zügel lange im Schritt reiten. Vorsicht, dazu braucht es gute reiterliche Kenntnisse, weil rumpf-verspannte Pferde erst einmal losbuckeln können.
Viel Hör- und Lernvergnügen wünschen Julia und die Welshies!
Musik- und Soundrechte: https://auftrab.eu/index.php/musik-und-soundrechte/
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Foto in Grafik: Gerd Heuschmann