Die Heeres-Dienstvorschrift 12 aus dem Jahr 1912 mag ein alter Schinken sein. Aber man mag nicht glauben, was man von den alten Meistern alles lernen kann. Mit der H.DV.12 beschäftigt sich Dr. Gerd Heuschmann, dafür bekannt, die klassische Reitkunst aus anatomischer Sicht herzuleiten. Sprich zu zeigen, wie man durch harmonisches Reiten sein Pferd nicht verschleißt.
Wie das genau funktioniert, steht eben schon in der H. Dv. 12 geschrieben. Die Heeresdienstvorschrift aus dem Jahre Schnee beschreibt, was zu tun ist, aber erklärt nicht, warum man dieses oder jenes macht. In der aktuellen AUF TRAB-Podcastfolge unterhalte ich mich mit Gerd Heuschmann über sein Buch „Neu kommentierte H.Dv. 12“, dass er noch gemeinsam mit dem verstorbenen Altmeister Albrecht von Ziegner geschrieben hat.
Die H.Dv 12 legt beispielsweise großen Wert auf das korrekte Reiten der Hufschlagfiguren und auf einen korrekten Sitz. Gerd Heuschmann erinnert, dass das Pferd den Reiter ja nur spiegelt: „Wenn Du steif auf einem Pferd sitzt, geht das Pferd steif.“
Auch in punkto Zügelhilfen kann man viel von der H.Dv.12 und Gerd Heuschmann lernen: „Die Verbindung, die man als ausgebildeter Reiter zwischen der Hand und dem Pferdemaul fühlt, das Gewicht, das man in die Hand gelegt bekommt, das kommt vom Pferd. Die Schubkraft der Hinterhand geht schwingend durch den Pferderücken – dafür steht der Begriff der Losgelassenheit – und mündet darin, dass das Pferd das Gebiss quasi nimmt und mir, ein von der Versammlung abhängiges Gewicht in die Hand legt. Je versammelter ein Pferd ist, umso leichter und weicher fühlt sich das an. Und je größer und schwungvoller die Tritte, je mehr wird mir in die Hand gelegt. Aber es bleibt immer weich. Wenn ich dann einwirke, dann schließe ich meine Hand und öffne sie wieder oder ich drehe mein Handgelenk minimal ein und gebe wieder nach.“ Im Zusammenspiel mit
treibendem Schenkel und einer erhöhten Körperspannung im Sitz ergäbe das dann eine Parade. „Reduziert auf die Hand ist es, dass ich sie schließe, kurzfristig mehr Druck auf dem Zügel habe und sofort wieder weich werde. Die positiven Effekte, die sich dann ergeben wie langsamer werden, biegen, mehr Aufmerksamkeit etc. bewirkt das nachgeben. Erst wenn ich nachgegeben habe, ist es eine Parade.“
Mehr praktische Lektionen für einen geschmeidigen Sitz oder auch für eine harmonische, nicht erzwungene Anlehnung gibt Gerd Heuschmann in der aktuellen Podcastfolge. Viel Hörvergnügen!
Euer AUF TRAB-Podcasthost Julia Kistner, der sich freut, wenn Du AUF TRAB weiterempfiehlst, bewertest, kommentierst und abonnierst, damit Du keine Folge mehr verpassen kannst. Vor allem aber bleib AUF TRAB, bis zum nächsten Samstag.
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Foto: Gerd Heuschmann/Bearbeitung AUF TRAB